Hunde? Hunde!
Linde Hartmann nennt einen Großteil ihrer künstlerischen Produktion der Jahre 2007-2009 „Spiel mit dem Hund“ und fragt: Wie sehe, interpretiere und bewerte ich ein lebendes Gegenüber; welche Möglichkeiten bietet die Malerei für eine solche Untersuchung?
Auch wenn wir immer nach etwas Geschlossenem, Einheitlichem, Verlässlichem, Festem suchen, beeinflussen und verändern Konvention, Zeit und zielgerichtetes Vorgehen ständig unsere Wahrnehmung.
Um diese Bedingtheit der Wahrnehmung, um die verschiedenen Facetten der Betrachtung eines Gegenübers oder einer Situation geht es Linde Hartmann in diesen Arbeiten.
Der Hund ist dabei das Medium der künstlerischen Auseinandersetzung. Als ältester tierischer Begleiter des Menschen, keine Person, aber auch keine Sache, kann der Hund eine Distanz und Nähe vermitteln, die den Betrachter spiegelt und auf seine Individualität verweist.
Angesichts unserer Ambivalenz dem Tier gegenüber, unserer Sicht auf das Tier, die je nach Standpunkt sehr diametral sein kann, die zwischen großer Fremdheit und tiefer Vertrautheit wechseln kann, stellt sich die Frage, wer und wie wir sind.
Gedreht und gewendet, aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet und in die unterschiedlichsten Kontexte gestellt, verändert sich die Formensprache der Bilder immer wieder. Sie ist jeweils dem spezifischen Blick geschuldet.
Auch der Formenvorrat „Hund“ lädt zum Spiel ein, ist Ausgangspunkt für ein Spektrum unterschiedlicher und gleichzeitiger Formulierungen.
All diese unterschiedlichen Herangehensweisen stellen die Frage nach dem fragilen Verhältnis von Objektivem, Subjektivem und Realem. Sie ermöglichen immer wieder neue Zugänge und fordern dazu heraus, eingefahrene Sichtweisen zu hinterfragen.
In diesem Sinne ist das „Spiel mit dem Hund“ nicht weniger als ein sehr persönliches Angebot zur Reflexion über unseren Blick auf die Gegenwart.
Ansgar van Zeul, im Februar 2009